Familienfreundliche Unternehmen
Wie kann man Fachkräfte gewinnen und langfristig binden? Immer mehr Unternehmen setzen dabei auf das Thema Familienfreundlichkeit. Wie das geht, zeigt das Unternehmensprogramm "Erfolgsfaktor Familie".
Mit Familienfreundlichkeit punkten
Betriebswirtschaftliche Vorteile
In den meisten Unternehmen stehen "nackte" Zahlen im Vordergrund betriebswirtschaftlicher Entscheidungen. Wider Erwarten kann hier eine familienfreundliche Unternehmensausrichtung vielerorts punkten. In den Beschreibungen zum Programm heben die Autoren hervor, dass der betriebswirtschaftliche Nutzen von Familienfreundlichkeit im Unternehmen zumeist die Kosten der Investitionen dafür deutlich übersteigt. U.a. können Fachkräfte einfacher und schneller gewonnen werden. Zudem sind die Mitarbeiter weniger geneigt, das Unternehmen wieder zu verlassen. Auch die Kosten, die während einer Elternzeit (etwa durch die Überbrückung bzw. Wiedereingliederung) anfallen, sind in Unternehmen, die eine familienfreundliche Ausrichtung eingeschlagen haben, geringer. Insgesamt, so wird betont, steigt die Produktivität: Das Betriebsklima ist gut, die Mitarbeiter sind hochmotiviert und einsatzbereit. Konkret zeigt sich dies etwa durch geringere und kürzere Fehlzeiten.
Das Unternehmensnetzwerk
Das Förderprogramm
Über ein spezielles Förderprogramm wurden bis Mitte 2017 bestimmte Maßnahmen rund um die betriebliche Betreuung von Kindern gefördert. In diesem Rahmen gab es Fördermittel für die Schaffung neuer Betreuungsgruppen für Mitarbeiterkinder bis zum vollendeten dritten Lebensjahr, sei es in bestehenden oder neuen Einrichtungen.
Der Unternehmenswettbewerb
Flankiert wurde das Programm anfangs außerdem durch den bundesweiten Unternehmenswettbewerb "Erfolgsfaktor Familie". Hierbei zeichnete das Bundesfamilienministerium im Jahr 2016 die familienfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands aus. Ziel war es, gute Praxisbeispiele und innovative Konzepte bekannt zu machen und andere zum Nachmachen zu motivieren. Die Projekte der Endrundenteilnehmer und Gewinner bieten auch fast drei Jahre später anderen Unternehmen eine gute Orientierungshilfe, selbst zukunftsweisende Lösungskonzepte für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu entwickeln.
Viele Wege führen zum Ziel
Das Themenspektrum der Projekte, mit denen sich die Endrundenteilnehmer des Wettbewerbs "Erfolgsfaktor Familie" im Bereich Familienfreundlichkeit profilierten, zeigt anderen worum und vor allem wie es geht.
Faktoren Familienfreundlichkeit
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Arbeitszeitmodelle
- Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern spezielle Arbeitszeitmodelle, die sich an deren privaten Bedürfnissen orientieren. Hierzu gehören Vertrauensarbeitszeit, Homeoffice oder lebensphasenorientierte Arbeitszeit. Ebenso beliebt sind spezielle Schicht- sowie Teilzeitmodelle oder Jobsharing für Führungskräfte. Manche Unternehmen haben ihre Teilzeitmodelle speziell auf Eltern und deren zeitliche Anforderungen zugeschnitten (etwa die vier Tage Woche für Väter). Auch ein Konzept: In einigen Betrieben bekommen Eltern eine bestimmte Anzahl an Bonusurlaubstagen.
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Kinderbetreuung
- Gerade bei Eltern mit kleinen Kindern spielt das Thema Betreuung eine große Rolle. Betriebliche Kinderbetreuung wird daher von Eltern hochgeschätzt. Letztlich bietet sie, im Gegensatz zur externen Betreuung, vor allem die passgenaue Abstimmung von Arbeits- und Betreuungszeiten – besonders wichtig bei Schichtdienstlern oder Arbeitnehmern mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten. So etwas bringt auch dem Arbeitgeber wesentliche Vorteile: Denn eine gute Betreuungsinfrastruktur trägt dazu bei, familienbedingte Fehlzeiten zu reduzieren und Überbrückungs- und Wiedereingliederungskosten durch kürzere Elternzeiten zu sparen. Vom Attraktivitätsgewinn beim Wettstreit um die besten Mitarbeiter einmal ganz abgesehen. Reicht es nicht für den Betrieb einer eigenen Kita, können Verbünde helfen oder vom Arbeitgeber (mit-)finanzierte Tagesmütter zum Einsatz kommen. Ist die Betreuung einmal nicht extern gewährleistet, können Eltern in einigen familienfreundlichen Betrieben dennoch zur Arbeit kommen: Familienarbeitszimmer und sogar spezielle Betreuungsprogramme für den Nachwuchs machen das möglich.
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Aus- und Weiterbildungsmodelle in Teilzeit
- Auch die Karriere muss nicht ins Hintertreffen geraten. Es gibt viele Beispiele von Unternehmen, die sich speziell der Förderung von Karrieren mit Kindern widmen. Einige Unternehmen suchen sogar gezielt nach Eltern als Arbeitnehmer: So wollen sie speziell junge Eltern über Ausbildungsmodelle gewinnen, die sich in Teilzeit absolvieren lassen. Und nicht zu vergessen, Kinder werden älter. Auch diesen Umstand greifen immer mehr Unternehmen auf: Sie suchen speziell nach beruflichen Wiedereinsteigern, also solchen, die die "heiße Phase" der Betreuung bereits hinter sich haben.
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Auszeiten
- Doch nicht nur Arbeit, sondern auch Freizeit mit Kindern ist wichtig. So gibt es Unternehmen, die über spezielle Abwesenheitsmeldungen darauf hinwirken, dass E-Mails nur während der Arbeitszeit bearbeitet werden. Letztlich stehen bei einigen Unternehmen sogar nicht nur Eltern im Fokus. Dort können auch Großeltern entsprechende Angebote wahrnehmen, um mehr Zeit mit dem Nachwuchs der Kinder zu verbringen.
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Immer wichtiger: Pflege von Angehörigen
- Hinzu kommt das immer mehr an Bedeutung gewinnende Thema Pflege. Hierzu bieten viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern notwendige Informationen. Mehr noch, manche haben speziell geschulte "Pflegebegleiter" im Einsatz, die Beschäftigten mit Pflegeaufgaben unterstützen. Wieder andere bieten den Mitarbeitern Kompetenztraining zur Pflege Angehöriger.
Den Anfang machen
Zum Programm
Dreh- und Angelpunkt des Programms "Erfolgsfaktor Familie" ist die Website. Dort werden konkret Erfolgsbeispiele und Erfahrungsberichte von Unternehmen vorgestellt, die mit innovativen Maßnahmen eine familienbewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus steht in der Wissensplattform eine breite Auswahl an Praxisbeispielen, Studien und Ratgebern zu Themen wie Arbeitszeitgestaltung, familienbewusstes Führen und Personalmarketing zur Verfügung. Auf der Webseite finden interessierte Unternehmen zudem Pläne, wie sie in wenigen Schritten selbst eine betriebliche Kinderbetreuung aufbauen oder Arbeitnehmer mit zu pflegenden Angehörigen unterstützen können.
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