Elternzeit für Männer
Vatersein ist längst mehr als für ein gut gefülltes Konto zu sorgen und am Wochenende Bauklötze zu stapeln. Aber viele fürchten noch immer Nachteile im Job, wenn sie für eine Weile Büro gegen Kinderzimmer tauschen. Höchste Zeit, dass Unternehmen das Thema Familie auch für Väter mitdenken.
Immer mehr Väter gehen in Elternzeit. 2020 stieg der Väteranteil beim Elterngeld auf 24,8 Prozent, meldet das Statistische Bundesamt. So weit so gut, die andere Seite der Medaille aber ist, dass immer noch mehr als die Hälfte der Väter die Elterngeld-Monate verfallen lässt.
In vielen Familien übernehmen weiterhin die Mütter den Löwenanteil der Familienarbeit. Jeder fünfte Mann fürchtet sich vor Nachteilen im Job, wenn er zuhause Verantwortung übernimmt. Deshalb fällt die Elternzeit für Väter kurz aus oder wird gar nicht erst genommen, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.
Elternzeiten im Voraus planen
Hans-Georg Nelles von der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen fasst zusammen: "Väter bleiben meist zwei Monate mit dem Kind zuhause. Wenn sie längere Zeit im Job aussetzen wollen, kriegen sie zu hören: Darf der das überhaupt? Familien, die sich die Elternzeit partnerschaftlich aufteilen wollen, kriegen oft Probleme." Hans-Georg Nelles wirbt für ein Umdenken in den Betrieben und setzt auf Kommunikation:
"Wenn Mitarbeiter wissen, dass familiäre Anliegen ernst genommen werden, erzählen sie früh, dass Nachwuchs unterwegs ist und wie die Elternzeit aufgeteilt werden soll. Betriebe haben also genug Zeit, sich darauf einzustellen. Wenn jemand wegen einer schweren Erkrankung oder Verletzung monatelang ausfällt, muss das Unternehmen auch mit dem Personalausfall zurechtkommen – und dann von jetzt auf gleich."
Väter, die in Elternzeit gehen wollen, müssen ihren Wunsch spätestens sieben Wochen vor Beginn anmelden. Das ist wenig Zeit, um einen Betrieb umzuorganisieren: "Natürlich ist es schwierig einen Personalausfall abzufangen, gerade in Kleinstbetrieben mit vier, fünf Mitarbeitern. Eine Idee kann sein, mit Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu kommen und Aufträge für die Zeit vor oder nach der Elternzeit einzuplanen", rät Hans-Georg Nelles. Je nach Betrieb und Elternzeit-Dauer sind verschiedene Ansätze praktikabel.
Elternzeit - so klappt's
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Aufträge herunterfahren: Nehmen Sie für die Elternzeit weniger Aufträge an. Vorgesetzte von saisonalen Betrieben, können mit ihren Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Vielleicht sind sie bereit, die Elternzeit dann zu nehmen, wenn die Nachfrage sowieso geringer ist?
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Aufgaben umverteilen: Schichten Sie Aufgaben um und wenn den anderen Kollegen das Know-how fehlt, organisieren Sie vorher Fortbildungen.
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Neue Ressourcen einbinden: Stellen Sie Leiharbeiter ein oder behalten Sie einen Azubi nach dem Ende der Ausbildungszeit. Vielleicht lassen sich gewisse Aufgaben auch an externe Dienstleister auslagern.
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Urlaubssperre: Stellen Sie sicher, dass die anderen Kollegen im Betrieb sind und zusätzliche Aufgaben übernehmen können.
Modelle, den Personalausfall auszugleichen, gibt es nicht von der Stange. Für manchen Betrieb ist es eine logistische Meisterleistung. Aber dennoch: Junge Männer wollen heute nicht mehr nur der "Wochenend-Papa" sein, sondern am Leben ihrer Kinder teilhaben.
Beschäftigte, die mit schiefen Blicken oder Lästerei rechnen müssen, werden sich also überlegen, ob das der richtige Arbeitgeber ist. Gute Rahmenbedingungen für familiäre Belange – von Kindern bis zu pflegebedürftigen Angehörigen – lohnen sich deshalb auch aus unternehmerischer Sicht. Wer sich Familienfreundlichkeit auf die Fahnen schreibt, muss auch Männer im Fokus haben. Moderne Väter brauchen moderne Vorgesetzte.
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