Konflikte im Büro
Konflikte gehören dazu, wenn Menschen aufeinandertreffen. Auch im Büro. Führungskräfte sollten die Themen auf die Agenda setzen bevor die Fronten total verhärtet sind, denn selten lösen sich Probleme von allein. Wie Sie auch bei besonders intimen oder arbeitsrechtlich relevanten Themen aus der Deckung kommen, verrät Businesscoach Bianca Fuhrmann.
Viele Führungskräfte schleichen um Konfliktgespräche wie Katzen um den heißen Brei. "Das liegt daran, dass wir die Sachebene oft mit der emotionalen Ebene vermischen. Zeigen Sie Ihren Beschäftigten Fehler sachlich auf – ohne Vorwürfe und Beleidigungen", erklärt Führungskräfte-Coach Bianca Fuhrmann. Legen Sie den Fokus auf das Verhalten und die Folgen. Statt: "Ständig kommst du zu spät", besser: "In den vergangenen zwei Wochen konnte unsere Morgen-Besprechung häufig nicht pünktlich beginnen. Damit niemand etwas verpasst, ist es wichtig, dass alle vollzählig sind." Senden Sie Ich-Botschaften, vermeiden Sie das "Du" oder "Sie". Besonders knifflig wird die Situation, wenn es um intime oder arbeitsrechtlich relevante Themen geht. Wir stellen typische Situationen vor mit Tipps zum Vorgehen von Businesscoach Bianca Fuhrmann.
1. Sensibel vorgehen bei Körper- oder Mundgeruch
Zu viel Parfüm, eine Magenerkrankung oder eine Kohldiät: Die Ursachen für unangenehme Gerüche sind vielfältig. Gehen Sie mit viel Fingerspitzengefühl vor und erklären Sie dem Mitarbeiter, dass starke Gerüche zu Unwohlsein und Konzentrationsproblemen führen können. Wenn eine Krankheit hinter dem Geruch steckt, die sich nicht ad hoc heilen lässt, ist oft die Akzeptanz des Teams hilfreich. Schlagen Sie Ihrem Mitarbeiter vor, die Angelegenheit mit den Kollegen zu besprechen und um Verständnis zu werben. Die Entscheidung, dieses persönliche Thema öffentlich zu machen, liegt aber immer beim Mitarbeiter. Wenn er sich dagegen entscheidet, bleiben Sie dran und halten Sie Ihr Angebot aufrecht. Vielleicht braucht es etwas Zeit bis zu diesem Schritt.
2. Eine zweite Führungskraft hinzuholen, wenn sich zwei Mitarbeiter bekriegen
Wenn zwei Mitarbeiter heillos zerstritten sind, fahren leicht Projekte an die Wand und die ganze Abteilung leidet unter der miesen Stimmung. Holen Sie sich Unterstützung für das Gespräch mit den beiden Streithähnen: "Ein lange währender Streit ist pure Emotion. Da ist es gut, eine zweite Führungskraft an der Seite zu haben, die – wenn notwendig – Emotionen wieder einfangen kann oder aber als Zeuge anwesend ist", weiß Bianca Fuhrmann. Erklären Sie den beiden Mitarbeitern, was der Streit anrichtet. Als ersten Schritt können Sie die Aufgabengebiete so zuschneiden, dass es möglichst wenig Berührungspunkte gibt. Machen Sie den beiden Dickköpfen aber auch klar, dass sie zu einer produktiven Arbeitsweise zurückfinden müssen. Letzter Ausweg: eine Versetzung oder Kündigung.
Starke Führungskräfte kreieren aus Problemen Entwicklungschancen. Businesscoach Bianca Fuhrmann: "Wer auf mittlere und lange Sicht erfolgreich sein will, muss Probleme anpacken. Denn eine gute Entwicklung gelingt nur mit den Beschäftigten zusammen und nie gegen sie."
3. Früh eingreifen bei Mobbing
Hinter dem Rücken eines Mitarbeiters wird getuschelt und gelästert? Informationen werden bewusst vorenthalten? Besprechen Sie mit Ihrem Team die Spielregeln des Miteinanders. Keine Führungskraft darf zusehen, wenn der Arbeitstag für einen Kollegen zum Alptraum wird. "Wenn das Mobbing schon zwei, drei Jahre läuft, ist es aber oft schwer das Team wieder zusammenzuführen. Da ist einfach zu viel Vertrauen verbrannt", sagt Bianca Fuhrmann. Für den Mitarbeiter ist es dennoch wichtig, dass sich der Chef auf seine Seite stellt. Besprechen Sie mit ihm die Optionen. Vielleicht gelingt ein Neuanfang in einer anderen Abteilung.
4. Expertenrat holen bei suchtkranken Mitarbeitern
Suchtprobleme sind ein heikles Thema, holen Sie sich unbedingt Rat bei der Personalabteilung, der Geschäftsführung oder von einem Arbeitsrechtler. Wenn ein Mitarbeiter betrunken Fahrzeuge oder Maschinen steuert, müssen Sie sofort einschreiten. Sonst verletzen Sie Ihre Aufsichtspflicht. Konfrontieren Sie den Kollegen sachlich mit Ihrem Verdacht. Benennen Sie sein Verhalten – Zittern, Torkeln, Lallen, Alkoholfahne. Meist leugnen Suchtkranke den Verdacht. Behalten Sie ihn im Auge, sorgen Sie dafür, dass das Thema sichtbar wird. Signalisieren Sie dem Mitarbeiter Unterstützung, machen Sie aber auch klar, dass er reagieren muss. Denn ein alkoholkranker Mitarbeiter ist eine Gefahr für sich und das gesamte Unternehmen.
5. Die Ursache suchen, wenn jemand krankfeiert
Für das Blaumachen gibt es meist zwei Gründe, sagt Bianca Fuhrmann: "Entweder der Kollege hat innerlich gekündigt oder er will einer bestimmten Situation entkommen. Das kann zum Beispiel eine Präsentation oder ein Abgabetermin sein." Erklären Sie dem Mitarbeiter, dass die Kollegen wegen ihm Überstunden machen müssen und suchen Sie zusammen nach einer Lösung. Meldet sich der Mitarbeiter krank, weil er frustriert ist und sich unterfordert fühlt? Überlegen Sie zusammen, welche Aufgaben er zusätzlich übernehmen könnte. Wenn der Kollege hingegen Panik vor Präsentationen hat, können Sie ihm eine Weiterbildung in Präsentationstechniken anbieten.
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