Virtuelles Führen

Weniger Dienstreisen, mehr Homeoffice: Die Arbeitswelt mit Corona ist eine andere. Mobiles Arbeiten bekommt einen richtigen Schub – und vieles deutet darauf hin, dass dieser Trend anhält. Dabei steigen vor allem die Anforderungen an Führungskräfte. Vertrauen und klare Spielregeln sind Voraussetzungen, damit es den Mitarbeitern auch am heimischen Rechner gut geht und das Ergebnis stimmt.

Die Grafikerin arbeitet vom Kleingarten aus, der Programmierer sitzt zuhause am Wohnzimmertisch und der Vertriebler klappt seinen Laptop im Zug auf. Was nach hippem Start-up klingt, wird für mehr und mehr Betriebe Alltag. Dabei ist es eigentlich egal, ob die Kollegen nur ein paar Straßen oder ganze Ozeane trennen.

Beim mobilen Arbeiten kommt es besonders auf die Führung an, hat eine Studie der Universität Konstanz zum Home-Office ergeben: "Unsere ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass für das Engagement der Beschäftigten das Verhalten der Vorgesetzten besonders wichtig ist", sagt Organisationsforscherin Sophia Zimmermann, die sich mit der effektiven Gestaltung von Telearbeit beschäftigt.

Führungskräfte können also jede Menge tun, damit das gemeinsame virtuelle Arbeiten gut klappt. Prof. Dr. Jutta Rump, Botschafterin bei der Initiative Neue Qualität der Arbeit, erklärt:

Worauf Chefs beim virtuellen Führen achten sollten

Verlässliche Arbeitsorganisation

Wer macht was bis wann? Mitarbeiter brauchen Klarheit. Arbeiten Sie mit fest umrissenen Aufgabenpaketen, Meilensteinen und Zeitplänen. Nicht die Zahl der Arbeitsstunden zählt, sondern das Ergebnis. Mitarbeiter können ihre Arbeit nur dann genau planen, wenn sie klare Aufgaben haben.

Kommunikation ist das A und O

Verabreden Sie Kommunikationsregeln. Für welche Abstimmungen sind E-Mails sinnvoll? Wann wird der Chat genutzt? Klären Sie mit Ihrem Team, wie kommuniziert wird. Vereinbaren Sie außerdem Zeitfenster, in denen alle Mitarbeiter erreichbar sind. Setzen Sie in Sachen Kommunikation auf Regelmäßigkeit – etwa tägliche oder wöchentliche Telkos. Feste Termine geben gerade in unsicheren Zeiten Struktur und Sicherheit.

Auf die Gesundheit achten

Der viertelstündliche Blick auf’s Smartphone, E-Mails abrufen bis in den späten Abend: Viele Menschen tendieren im Home-Office zu einer Always-on-Mentalität und setzen sich damit selbst unter Stress. Wer zum Beispiel für den Quartalsabschluss seine Gedanken sortieren muss, sollte auch Telefon und Mailprogramm abschalten dürfen.

Vor allem: Achten Sie darauf, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit nicht zu sehr verschwimmen und seien Sie Vorbild. Pausen und Feierabend müssen sein.

Wertschätzung

Fehlende Anerkennung ist ein großer Frustfaktor. Das gilt besonders, wenn Ihr Team Sie kaum sieht. Beobachten Sie die Ergebnisse Ihrer Mitarbeiter genau, ritualisieren Sie das Feedback und geizen Sie nicht mit Lob. Je größer das Team ist, desto abstrakter ist manchmal der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg. Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar, wie wichtig jedes einzelne Rädchen im großen Getriebe ist.

Transparenz – gerade in unsicheren Zeiten

Wo die Reise genau hingehen soll, können Führungskräfte manchmal selbst nicht genau planen. Gerade schwierige Zeiten verlangen Flexibilität. Spielen Sie mit offenen Karten, gerade wenn Sie Ihr Geschäft auf Sicht fahren müssen. So vermeiden Sie, dass sich Mitarbeiter im Homeoffice alleingelassen fühlen. Außerdem zieht das Team bei Kurskorrekturen besser mit.

Menschen sind soziale Wesen. Das Miteinander ist der Kitt des Büroalltags. Laut Studie der Universität Konstanz fühlt sich ein Drittel der Menschen im Homeoffice sozial isoliert. Planen Sie deshalb unbedingt Kaffeepausen am Bildschirm und – sobald es die Situation wieder zulässt – Teamtage oder einen Betriebsausflug. Denn ob Reisepläne, neue Kuchen-Rezepte oder Schulerfolge der Kinder: All das muss zwar keiner wissen, es interessiert aber trotzdem alle. Und es schweißt zusammen.

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