Ihr Internet Browser wird nicht unterstützt
Um alle Funktionen dieser Webseite korrekt nutzen zu können, verwenden sie bitte einen anderen Internet Browser.

Vier-Tage-Woche

Weniger arbeiten – davon träumen viele Beschäftigte. Island hat die Vier-Tage-Woche schon eingeführt, in Spanien wird damit experimentiert. Warum Betriebe die Idee nicht einfach vom Tisch wischen sollten.

Ob Handwerk, Pflege oder Gastronomie: In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Bei Arbeitgebern erntet die Idee der Vier-Tage-Woche deshalb oft erst einmal Stirnrunzeln oder Kopfschütteln. Island hingegen hat das Modell eingeführt, dort haben jetzt 86 Prozent der Menschen das Recht auf verkürzte Arbeitszeiten – also 35 oder 36 statt 40 Stunden pro Woche. Das Modell aus Island macht Mut, denn begleitende Studien sehen positive Effekte für Beschäftigte, aber auch für Unternehmen.

"Selbstbestimmung macht zufrieden"

Dass sich Menschen mit mehr Zeit für Familie und Freizeit glücklicher und weniger gestresst fühlen, ist wenig überraschend. Jack Kellam, der die Studie aus Island ausgewertet hat, erklärt im Interview mit der Zeit: "Die Probanden konnten über die Zeit, in der sie nun weniger arbeiten mussten, selbst bestimmen. Es ist egal, ob jemand in dieser Zeit vor dem Computer sitzt und zockt oder im Wald spazieren geht. Wichtig ist vor allem, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein hohes Maß an Selbstständigkeit bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit hatten. Selbstbestimmung macht zufrieden, das ist erwiesen."

Dazu kommen langfristige Effekte. Wenn am freien Freitag Sport, Entspannung und gesunde Ernährung auf die Agenda rücken, tut das der Gesundheit gut – so weit, so klar.

Aber auch Betriebe profitieren, sagt die Studie. Denn wer weniger Zeit zur Verfügung hat, optimiert die gesamte Arbeitsorganisation: Sind Aufgaben vernünftig verteilt? An welchen Stellen lassen sich Aufgaben effizienter lösen? Wenig Zeit führt zu einem fokussierten Arbeiten. In Island hat sich gezeigt, dass Meetings verkürzt werden und die Beschäftigten weniger Kaffeepausen machen. Natürlich lässt sich die Arbeit von fünf Tagen nicht in vier Tage pressen.

Um die Schaffung neuer Jobs werden Betriebe nicht herumkommen – gerade an Stellen, die ständig besetzt sein müssen wie Pflegedienste, Kitas, Paketdienste oder Hotels. Gleichzeitig sind gerade diese Branchen besonders gebeutelt vom Fachkräftemangel. Und deshalb lohnt sich die Überlegung, ob Paketfahrer, Erzieherinnen und Pflegerinnen mit genügend Zeit zur Erholung nicht vielleicht länger ihrem Beruf treu bleiben. Gerade Menschen aus dem sozialen Bereich berichten, dass sie ihre Arbeit grundsätzlich gerne machen, aber psychisch wie physisch erschöpft sind.

Führungskräfte sind Vorbilder

Welche Arbeitszeitmodelle in Frage kommen, müssen Betriebe einzeln klären, zu individuell sind die Anforderungen. Führungskräfte, die über eine Neuorganisation nachdenken, sollten aber besonders die eigene Arbeitsweise in den Blick nehmen. Sie sind Vorbilder und nur wenn auch sie ihre Stunden reduzieren, gelingt das auch bei den Angestellten. Jack Kellam sagt: "Bei vielen gab es zu Beginn eine große Skepsis. Die Überwindung am Anfang, alte Strukturen aufzubrechen und Arbeitsweisen zu ändern, ist oft groß."

Fazit

  • Wer schon am Freitag Wochenende hat, fühlt sich glücklicher und weniger gestresst.

  • Die Neuorganisation führt zu optimierten Abläufen, kürzeren Meetings und weniger Kaffeepausen.

  • Mehr Freizeit könnte ein Weg sein, um gerade stark belastete Mitarbeiter zu binden.

  • Führungskräfte müssen mit an Bord sein, damit sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch trauen, nach vier Tagen den Stift zur Seite zu legen.

Ein Blick auf Island zeigt: Es lohnt sich, die Idee einer Vier-Tage-Woche nicht sofort zu verwerfen. Weniger zu arbeiten tut den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut. Darüber hinaus werden gerade Betriebe in Branchen mit Personalengpässen gezwungen sein, neue Wege zu gehen, um Personal zu finden.

Heute mutet eine Sechs-Tage-Woche unvorstellbar an, der Kampf für den freien Samstag begann aber erst in den 1950er Jahren. Motto: "Am Samstag gehört Vati mir". Vielleicht ist jetzt ein guter Moment darüber nachzudenken, wie wir die Arbeitswelt verändern können. Der Trend zu mehr Flexibilität und persönlichem Freiraum ist deutlich spürbar, gerade bei Jüngeren, um die nun die Firmen buhlen.

Immer zuerst informiert

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie Informationen rund um ein gesundes Miteinander am Arbeitsplatz sowie News aus der Sozialversicherung, dem Steuerrecht und Personalwesen.

nach oben