Unsichtbare Arbeit
Was habe ich heute eigentlich gemacht? Diese Frage geht so manchem nach einem langen Arbeitstag durch den Kopf. Wie Sie "unsichtbare" Arbeit sichtbar machen und warum schon das Reden darüber hilft.
Wer nach getaner Arbeit etwas hat, das er vorzeigen kann, darf sich glücklich schätzen. Nicht umsonst gelten Handwerkerinnen und Handwerker als besonders zufrieden mit ihrem Beruf. Denn Bootsbauer, Tischlerinnen, Steinmetze oder Konditorinnen sehen nach Feierabend, was sie geschaffen haben und das macht stolz. Es gibt aber auch Arbeiten, die einfach nicht sichtbar sind und dann fehlt dieses gute Gefühl. Preise für Material vergleichen etwa oder das Lager in Ordnung bringen – dafür kann sich häufig niemand begeistern.
Diese Erfahrung hat auch Dorothee Christiani gemacht, die bei der mkk das Nachhaltigkeitsmanagement leitet. "Bei uns gehören zu solchen unsichtbaren Arbeiten Protokolle schreiben, Termine einstellen oder Räume buchen. Das will oft niemand machen, weil für solche Tätigkeiten häufig die Wertschätzung fehlt. Vergleichbar ist das mit der Hausarbeit zuhause. Man muss ziemlich viel Energie aufwenden, um den Status quo zu halten und ohne etwas Neues zu schaffen. Solche oft übersehenen Routinearbeiten haben einfach Frustpotenzial."
Klar ist: Solche Aufgaben fallen in allen Abteilungen an und sie müssen erledigt werden, sonst regiert das Chaos. Nur wenn Absprachen reibungslos laufen, hinterher alle wissen, was zu tun ist und die Infrastruktur stimmt, kann später die "eigentliche" Arbeit starten.
Unsichtbares sichtbar machen: Erledigt-Liste, Preis oder Job-Titel
Aber wie holt man solche Jobs aus dem Verborgenen? "Wir haben uns zusammengesetzt und kategorisiert, bei wem wie viel an unsichtbarer Arbeit anfällt. Schon das Visualisieren mit Diagrammen zum Beispiel hilft, das Thema ins Bewusstsein zu holen."
Ein guter Trick, um diesen Themen mehr Sichtbarkeit zu geben, ist eine Erledigt-Liste zu führen. Normalerweise werden die To-dos durchgestrichen, damit die lange Liste an Aufgaben kürzer wird. Wenn die Beschäftigten aber notieren, was geschafft ist, holen sie automatisch auch diese unsichtbaren Jobs an die Oberfläche und das motiviert. Eine andere Idee ist, die Wertschätzung insgesamt sichtbarer zu machen – etwa mit einem Preis oder einem Jobtitel, der die Verantwortung solcher Positionen verdeutlicht.
Schon das Visualisieren mit Diagrammen hilft, das Thema ins Bewusstsein zu holen.
Sichtbare versus unsichtbare Arbeit
Das Thema schlummert in vielen Betrieben im Verborgenen. Es ist einfach nicht im Bewusstsein verankert – ähnlich wie bei der Familienarbeit. Im Hintergrund muss jede Menge bedacht und geplant werden. Das geht los bei der Frage, ob die Kinder neue Gummistiefel brauchen, über das Geschenk für den Kindergeburtstag, die Arzttermine bis zum Elternabend in der Kita. Im Grunde Kleinigkeiten, aber alles zusammen kommt ein ganz schöner Berg zusammen.
Gerade auch bei Führungskräften fällt jede Menge an unsichtbarer Arbeit an – ganz unabhängig vom Fachlichen: Ist allen Beschäftigten das Ziel klar? Funktioniert die Zusammenarbeit der einzelnen Teams? Sind Prozesse stimmig aufgesetzt? Wo gibt’s Konflikte? Verfügt das Team über das notwendige fachliche und methodische Know-how? Dorothee Christiani: "Viele Führungsaufgaben finden genau in diesem unsichtbaren Bereich statt. Deshalb ist es gerade als Führungskraft elementar, sich das immer wieder klar zu machen und gerade auch diese Arbeit wertschätzend zu betrachten, bei einem selbst und bei unseren Mitarbeitenden."