- Welches Mindset und welchen Führungsstil sollte die Führungskraft von morgen haben?
Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit für eine förderliche Beziehungsgestaltung sowie die Kompetenz, die unterschiedlichen Ansprüche, aber auch Widersprüche der Mitarbeiter zu moderieren, werden die essentiellsten Führungseigenschaften sein. Die Chefs müssen Persönlichkeitsentwicklung und die Veränderung der Geisteshaltung auf allen Ebenen anregen. Außerdem muss es ihnen gelingen, Mitarbeiter in Gestaltung, Autonomie und Verbundenheit zu bringen. Es ist nachgewiesen, dass dies neurobiologische Grundbedürfnisse sind, die wir nie verlieren. Sie liegen nur oft unter der Betonschicht unserer Systeme und Strukturen.
- Wenn eine Führungskraft ein Unternehmen bisher erfolgreich geführt hat, warum sollte sie sich verändern?
Ja, bei Führungskräften herrscht diese Denkweise noch oft vor. Hinzu kommt die Angst, Macht einzubüßen. Diese Einstellung wird in der Zukunft aber nicht funktionieren. Da braucht es die Bereitschaft zur Veränderung. Führungspersonen beschäftigen sich zu wenig mit Organisationsentwicklung und Zukunftsfragen. Aber: Je höher man auf der Karriereleiter kommt, desto mehr muss man sich mit Zukunft beschäftigen, ausprobieren, sich öffnen für neue Entwicklungen. Jeder der sich öffnet und ausprobiert, kann hinfallen. Dann muss man aber wieder aufstehen und weitergehen. Das ist Teil des Entwicklungsprozesses.
- Wie reif sind deutsche Unternehmen schon für New Work?
Mittlerweile kann man den Entwicklungsgrad von Unternehmen sehr gut messen. Frederic Laloux hat in seinem Grundlagenbuch "Reinventing Organizations" 12 sehr unterschiedliche Organisationen untersucht und daraus "Reifegrade" von Unternehmen abgeleitet, getrieben von der Frage: Welche Unternehmen behaupten sich am besten in der heutigen Welt und auf welcher Entwicklungsstufe sind sie? 75 bis 80 Prozent der Unternehmen sind immer noch industriegesellschaftlich geprägt. Die größten strukturellen Veränderungen stehen noch bevor und werden in den nächsten 20 Jahren stattfinden. Das Thema New Work wird uns also noch eine Weile beschäftigen.