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Liebe am Arbeitsplatz

Zwischen Teeküche und Kopierer hat sich schon so manche Liebesbeziehung angebahnt. Manchmal entstehen dabei aber auch Probleme. Wie Führungskräfte für einen fairen Umgang sorgen.

Liebe ist nicht planbar. Es passiert immer mal wieder, dass sich Beschäftigte ineinander verlieben. Anders als zum Beispiel in den USA, wo Betriebe Romanzen verbieten dürfen, gehen sie hierzulande den Chef oder die Chefin nichts an. "Grundsätzlich finde ich es richtig, dass die Privatsphäre auch in der Arbeitswelt geschützt ist", sagt Anette Diehl vom Frauennotruf Mainz, schiebt jedoch nach: "Nach mehr als 30 Jahren Beratung weiß ich aber, dass eine Liebelei am Arbeitsplatz auch zum Problem werden kann. Zum Beispiel wenn es ein Machtgefälle zwischen den Parteien gibt und Macht ausgenutzt wird oder wenn es nach einer Trennung schwierig wird."

Nach der Affäre um den früheren Chefredakteur der „Bild“ fragen sich nun viele Vorgesetzte, was sie für Fair Play in ihrem Unternehmen tun können. Anette Diehl rät, den Umgang miteinander einmal ganz grundsätzlich auf die Tagesordnung zu setzen: "Warten Sie nicht auf einen kritischen Fall, sondern positionieren Sie sich zum Miteinander in der Belegschaft. Das ist für Konflikte aller Art sinnvoll – nicht nur bei Liebesbeziehungen."

Expertin Annette Diehl vom Frauennotruf Mainz

Beziehen Sie Position. Das ist bei Konflikten aller Art sinnvoll.

Annette Diehl, Beraterin beim Frauennotruf Mainz

Wie ein faires Miteinander funktioniert

Dienstvereinbarungen, Leitfäden oder Compliance-Richtlinien: Mach Sie eine Bestandsaufnahme und prüfen Sie, an welchen Stellen bereits Regeln zum persönlichen Miteinander festgehalten sind. Darüber hinaushelfen folgende Maßnahmen:

  • Ziele definieren

Für welche Werte steht Ihr Unternehmen? Bei welchen Themen halten Sie eine Sensibilisierung der Beschäftigten für besonders wichtig? Setzen Sie sich mit Aspekten wie Mobbing, Diskriminierung, (sexuelle) Belästigung etc. auseinander.

  • Maßnahmen erarbeiten

​​​​​​​Was tun, wenn die verliebte Abteilungsleiterin dem Untergebenen Vorteile verschafft? Wie reagieren, wenn nach einem Liebes-Aus bitterböse Gerüchte das Betriebsklima vergiften?

Für jede Organisation braucht es einen passgenauen Leitfaden mit Maßnahmen und Ansprechpersonen. Mitarbeitende müssen sicher sein, dass sie sich im Konfliktfall vertraulich beraten lassen können. Arbeitgebende sollten im Blick behalten, ob die Liaison Auswirkungen auf den Betrieb hat.

  • Mitarbeitende informieren

​​​​​​​Mit Plakaten, Schulungen, Intranet-Beiträgen etc. verschaffen Sie dem persönlichen Umgang miteinander die notwendige Aufmerksamkeit.

Fortbildungen bieten übrigens die Frauenberatungsstellen vor Ort, die Sie über den Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland erreichen. Anette Diehl erklärt: "Unsere Fortbildungen werden immer passgenau konzipiert – von der Infoveranstaltung für Führungskräfte eines internationalen Konzerns bis zur Begleitung eines Arbeitskreises in einem hundert Köpfe zählenden Betrieb."

Transparenz verhindert Ungleichbehandlungen

Richtig gut findet die Expertin, dass der Medienkonzern Axel Springer inzwischen seinen Verhaltenskodex ergänzt hat. Führungskräfte müssen nun zum Beispiel eine Liebesbeziehung zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin offenlegen: "Diese Transparenz ist sinnvoll. Damit lassen sich Ungleichbehandlungen oder das Ausnutzen von Macht vermeiden. Ich kenne auch eine ganze Reihe Unternehmen, die Paare in verschiedene Abteilungen versetzen, um Abhängigkeiten und Bevorzugungen zu verhindern."

Übrigens: Dass aus Arbeit Liebe wird, kommt häufig vor. In Umfragen gibt jede bzw. jeder dritte Deutsche an, sich schon mindestens einmal am Arbeitsplatz verliebt zu haben. Wo lernt man schon jemanden so gut kennen wie bei der Arbeit? Wenn Paare Job und Privates trennen können, hat die Büroliebe gute Chancen. Und falls es kompliziert wird, sollten Sie vorbereitet sein.

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