Eigenverantwortliches Arbeiten

Selbstorganisation und Eigenverantwortung heißen die Zauberworte moderner Führung. Und das kann jeder und jede, sagt Unternehmensberaterin Sigrid Schüller aus Bergisch Gladbach. Wie Führungskräfte ihre Teams zu mehr Initiative führen und was sich dafür kulturell ändern muss.

Unternehmensberaterin Sigrid Schueller

"Glauben Sie, dass jemand Ihren Beschäftigten zuhause sagt, dass die Spülmaschine ausgeräumt werden muss oder ein Zahnarzttermin ansteht?", fragt Sigrid Schüller etwas spöttisch. Die Organisationsberaterin aus Bergisch Gladbach sagt: "Wenn das so wäre, würden wir alle in betreuten Wohngruppen leben. Ich habe die klare Haltung: Wer selbstständig lebt, kann auch seine Arbeit eigenverantwortlich angehen."

Sie hält Freiraum am Arbeitsplatz für ein "Geschenk" – für Führungskräfte und Mitarbeitende: "Die Identifikation mit dem Job hängt ursächlich zusammen mit dem Grad an Selbstständigkeit. Wenn die Beschäftigten Interesse an ihren Aufgaben haben und ihre Arbeit gestalten können, dann läuft es wie am Schnürchen. Das ist einfach das Wesen des Menschen."

Wer braucht welchen Support?

Freiraum statt klarer Ansagen, also. Aber wie motivieren Führungskräfte ihre Mitarbeitenden mehr in Eigenregie zu erledigen, gerade wenn in einer Abteilung lange strikte Vorgaben an der Tagesordnung waren? Sigrid Schüller erklärt: "Wenn neue Kugelschreiber für das Marketing gebraucht werden, sollten Führungskraft und Mitarbeiter das Ziel gemeinsam festlegen. Es braucht viel Kommunikation: Wie hoch ist das Budget? Soll mit dem Stift eine Botschaft transportiert werden? Bis wann brauchen wir das Material?"

Es reicht nicht zu sagen: "Wir brauchen neue Kulis. Guckst du mal?" Und klar: Gemüter sind unterschiedlich. Es gibt Menschen, die einfach loslegen, andere brauchen mehr Sicherheit und Abgleich mit Vorgesetzten. "Herauszufinden, wer welchen Support braucht, an diesem Punkt setzt Führung an."

Voraussetzung für eine solche Arbeitskultur ist ein Umfeld, das Mitdenken fördert. Wer strenge Kontrolle gewohnt ist, achtet darauf, keine Fehler zu machen. Und wenn neue Ideen stets ignoriert werden, kommen sie irgendwann nicht mehr auf den Tisch. Führungskräfte müssen einen Raum schaffen für innovatives Denken und kreative Vorschläge.

Ganz entscheidend dafür ist der Umgang mit Fehlern, sagt Sigrid Schüller: "Chefs dürfen niemals persönlich werden, es muss immer um die Sache gehen." Statt: "Immer sind in deinen Angeboten Rechtschreibfehler" kann die Situation auf die Arbeitebene mit „Schau morgen noch mal auf das Angebot und guck nach Rechtschreibfehlern“ gebracht werden. Möglichst viel eigenständig machen, auch bei der Fehlersuche – das ist das Ziel.

Eigenverantwortliches Arbeiten führt zu höherer Qualität

Wer eine Sache mit Herzblut vom ersten bis zum letzten Schritt macht, der beginnt auch zu hinterfragen und neue Ideen zu entwickeln. "Der kontinuierliche Verbesserungsprozess steckt beim eigenverantwortlichen Arbeiten automatisch mit drin", sagt Sigrid Schüller. Und das gilt auch für die vermeintlich kleinen Dinge – wenn zum Beispiel an glutheißen Tagen beim Kundenbesuch statt schmelzender Schokokekse gekühlte Obstspieße bereitstehen:

Unsere Tipps

  • Planen Sie viel Zeit ein, um gemeinsam Ziele zu formulieren.

  • Unterstützen Sie Mitarbeitende abhängig vom Bedürfnis nach Sicherheit.

  • Üben Sie konstruktive Kritik, werden Sie nicht persönlich.

  • Geben Sie positives Feedback.

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