21.08.2018 Der Chef-Tipp

Die Balance halten

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, heißt es im Volksmund. Doch wenn die Arbeit zum eigentlichen Lebensinhalt wird und alles andere verdrängt, läuft eindeutig etwas schief. Karriere allein macht nicht glücklich, erst recht nicht, wenn darunter die Gesundheit oder die Familie leidet. Die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden, ist der Grundstein für ein zufriedenes Leben. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihr Gleichgewicht verbessern können.

Die Arbeitszeiten sind im letzten Jahrhundert immer weiter zurückgegangen und wir haben heute so viel Freizeit wie noch nie. Dennoch haben wir oft das Gefühl, neben der Arbeit nicht genug Zeit für die wesentlichen Dinge zu haben – wie Freunde, Familie und eigene Interessen. Durch das Handy sind wir außerdem jederzeit erreichbar – für Freunde und Familie genauso wie für den Chef. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischt bei vielen zusehends. Besonders die Arbeit von zuhause aus macht eine Trennung kaum möglich. Hinzu kommt noch die Angst vor Arbeitslosigkeit: Um ihren Job nicht zu verlieren, haben viele das Gefühl, besonderes Engagement zeigen zu müssen – oft in Form von zusätzlichen Überstunden und Wochenendarbeit. Die Möglichkeiten der Arbeitnehmer, durch Gleitzeit, Teilzeit oder Heimarbeit ihr Berufsleben ein Stück weit an ihr Privatleben anzupassen haben zwar zugenommen, doch scheint diese Freiheit auch seine Tücken zu haben: In seinem Buch "Die Kunst der Selbstausbeutung" stellt der Soziologe Jakob Schrenk die These auf, dass wir, je mehr Freiheit und Selbstbestimmung unsere Arbeit bietet, uns umso eher selbst ausbeuten. Es ist daher besonders wichtig, auf ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu achten. Wenn unser Körper keine Zeit bekommt, sich von Stress zu erholen und sich stattdessen dauerhaft auf einem hohen Leistungsniveau befindet, kann ihn das krank machen.

Leben im Gleichgewicht

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Das richtige Gleichgewicht zu finden und Berufs-, Privat- und Familienleben ausgewogen miteinander zu verbinden - das beschreibt der Ausdruck Work-Life-Balance. Und mit "Balance" wird auch deutlich, dass es sich tatsächlich um ein Gleichgewicht handeln sollte: Arbeit und Freizeit sollten gleich viel Raum in Anspruch nehmen. Sicherlich sind Überstunden nicht immer vermeidbar und ein starkes berufliches Engagement aus Interesse an der Arbeit durchaus auch positiv. Eine Verschiebung des Gleichgewichts darf allerdings nicht von Dauer sein. Nehmen Sie sich also nach einer anstrengenderen Phase in Ihrem Job wieder etwas mehr Zeit für sich selbst und Ihre Freunde und Familie. Karriere macht schließlich auch nicht glücklich, wenn dafür die Gesundheit oder die Partnerschaft leidet. Andersherum sollte aber auch die Bedeutung der Arbeit nicht unterschätzt werden: Wer sich nur dem "süßen Leben" hingibt und sich von jeglichen Problemen und Verantwortung freimacht, wird auf Dauer auch nicht glücklich werden. Eine Arbeit, die uns interessiert und in der wir Erfolge erleben - wie klein diese auch sein mögen – verschafft uns durchaus Zufriedenheit. Arbeit sollte daher nicht als der unangenehme Gegenpart zur Freizeit gesehen werden. Sicher ist Arbeit manchmal auch einfach nur Mittel zum Zweck und muss nicht immer Spaß machen. Generell sollten wir aber Freude an unserem Beruf haben und uns an unserem Arbeitsplatz wohlfühlen.

Lebensziele setzen

Um Arbeit und Privatleben wirklich in Balance zu bringen, ist es notwendig, sie aufeinander abzustimmen: Die meisten Menschen wissen, was sie beruflich in den nächsten Jahren erreichen wollen. Für ihr Privatleben haben sie dagegen meist keine entsprechenden langfristigen Ziele. Damit wir nicht gegenläufige Ziele verfolgen (Karriere/viel Zeit für die Familie) oder etwas nacheifern, was uns eigentlich gar nicht so wichtig ist, lohnt es sich, einmal in Ruhe folgende Fragen zu überdenken:
  • Was wünsche ich mir - in der Gegenwart und in der Zukunft?
  • Wie möchte ich mich fühlen?
  • Wie sehe ich mich in 10/20/30... Jahren? Was will ich erreichen?
  • Was kann ich gut?
  • Was macht mich zufrieden?
Hilfreich ist es, diese Antworten möglichst schriftlich festzuhalten.
Portrait von BKK VBU Mitarbeiter Philipp Bernert

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Philipp Bernert, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der mkk

Prioritäten bewusst machen

Werden Sie sich Ihrer Prioritäten klar! Was wollen Sie wirklich im Leben tun oder sein? Stellen Sie hierzu eine Liste Ihrer Rollen auf, die Sie ausfüllen – Mutter/Vater, Musiker, Badmintonpartner, Babysitter, Angestellter etc. Überlegen Sie sich danach, welche Rollen Ihnen von anderen auferlegt wurden und für welche Sie sich bewusst entschieden haben. Welche wollen Sie auch zukünftig ausüben? Prof. Dr. Lothar Seiwert, der als einer der führenden Zeitmanagement-Experten gilt, empfiehlt, die Anzahl der Rollen auf sieben zu beschränken. Wenn Sie die obigen Fragen beantwortet haben, sind Sie Ihrer "Lebensvision" sicher schon ein ganzes Stück näher gekommen. Nun können Sie Entscheidungen, sowohl beruflich wie privat, viel gezielter treffen und Ihre Energien auf das konzentrieren, was Ihnen wirklich wichtig ist im Leben.

Tipps für mehr Zeit und Balance

  • Achten Sie auf Ihr Zeitmanagement. Planen Sie Ihre Aktivitäten und gewinnen Sie dadurch mehr Zeit.

  • Suchen Sie sich Unterstützung im Alltag, zum Beispiel durch ein Au-Pair oder Babysitter, eine Reinigungskraft für die Wohnung oder einen Lebensmittel-Lieferservice, wenn keine Zeit zum Einkaufen bleibt. Organisieren Sie sich mit anderen Eltern, um sich mit dem Hinbringen der Kinder zu Nachmittagsaktivitäten abzuwechseln.

  • Entspannen Sie sich. Schaffen Sie sich mit Yoga oder Wellnesstagen eine kleine Auszeit. Gehen Sie spazieren, machen Sie einen Ausflug oder lesen Sie ein gutes Buch, um vom Alltag "abzuschalten".

  • Schalten Sie Ihr Handy ruhig mal aus. Sie müssen nicht immer für jeden erreichbar sein. Schaffen Sie sich Zeiten, in denen Sie sich von niemandem stören lassen.

  • Machen Sie aktiven Urlaub. Gehen Sie zum Beispiel auf eine Wanderung durch die Natur, machen Sie eine Radtour oder gehen Sie paddeln – dabei stellen sich mehr Glücksgefühle ein, als wenn Sie den Urlaub nur am Pool verbringen. Aber auch wenn der Urlaub noch so erholsam ist: Er kann nicht den Stress eines ganzen Jahres wieder ausgleichen. Erholen Sie sich daher regelmäßig!

  • Gehen Sie an normalen Arbeitstagen zeitig nach Hause. Verbringen Sie den Abend mit Ihrer Familie oder Freunden oder gehen Sie Ihren Interessen nach.

  • Legen Sie bei der Arbeit regelmäßig Pausen ein. Gehen Sie dabei am besten an die frische Luft und laufen ein paar Schritte oder machen leichte Gymnastikübungen.

  • Überfordern Sie sich nicht. Lassen Sie sich im Job nicht mehr Aufgaben aufladen als Sie schaffen können. Trauen Sie sich auch mal, "nein" zu sagen, wenn Sie ein Kollege um einen Gefallen bittet oder der Chef Ihnen ein neues Projekt auftragen möchte. Sie müssen nicht alles alleine machen.

  • Unterfordern Sie sich nicht. Wenn Sie sich im Job langweilen, sollten Sie Ihren Vorgesetzten um interessantere, verantwortungsvollere Aufgaben bitten. So sitzen Sie die Zeit im Büro nicht einfach nur ab und können mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, etwas geleistet zu haben. Denn auch Langeweile kann stressen und zermürben.

Wer die Balance zwischen Arbeit und Freizeit hält und seine Lebensziele mit seinen beruflichen Zielen abstimmt, wird seine Zeit nie als verschwendet erleben. Work-Life-Balance bringt Ihnen vielleicht kein höheres Einkommen, aber ein umso reicheres Leben!

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