Arbeiten 4.0

Die Arbeitswelt befindet sich in einem riesigen Wandel. Experten schätzen, dass schon in den nächsten zehn bis 15 Jahren in rund einem Drittel aller Berufe zwischen 50 und 70 Prozent der Tätigkeiten neu ausgerichtet werden. Um diese Zukunft aktiv mitzugestalten, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vor einem halben Jahr die "Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft" ins Leben gerufen.

Die Denkfabrik ist eine Untereinheit des BMAS, die auf die Zukunft der Arbeitswelt fokussiert ist. Der verfolgte Ansatz dabei: Den Rahmen in der sich wandelnden digitalen Wirtschaft so zu gestalten, dass sich künftige Arbeitsverhältnisse auch an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren. Denn, laut BMAS, wird die Digitalisierung hier "vom Menschen aus" betrachtet. Interdisziplinär und agil sollen auf neue Art und Weise die maßgeblichen Trends in Technologie, Ökonomie und Gesellschaft zusammengetragen und analysiert werden. Die Akteure wollen so unter anderem ermitteln, welcher politische Gestaltungsbedarf sich für die Zukunft daraus ergibt.

Digitalisierung: Probleme wachsen, aber Existenzangst schwindet

BKK VBU Grafik zur Digitalisierung

Mitwirken kann jeder

Nach eigener Aussage ist die Denkfabrik offen für Menschen und Einrichtungen, die sich mit der digitalen Transformation in der Arbeitswelt befassen. Entsprechend gibt es Plattformen, auf denen gemeinsam mitgedacht werden kann. Wer Input und praktische Erfahrung einbringt, hat so die Chance, die entsprechende Umsetzung in der künftigen Politik mitzugestalten. Etliche Veranstaltungen bieten umfangreiche Gelegenheit zum Austausch - unter dem Motto "mit der Praxis ins Gespräch kommen und gemeinsam Lösungsansätze entwickeln".

Arbeiten 4.0

Die Denkfabrik ist letztlich die Weiterentwicklung aus dem von 2015 bis 2017 laufenden Dialogprozess Arbeiten 4.0. Sie bündelt die daraus resultierenden Vorhaben des BMAS in einer Agenda.

Nationale Weiterbildungsstrategie

Nach dieser Agenda gilt es, eine Nationale Weiterbildungsstrategie zu entwickeln. Sie soll die Fachkräftebasis in Deutschland stärken, den beruflichen Aufstieg erleichtern und den Menschen helfen, die großen Chancen der Digitalisierung für sich zu nutzen. Denn ohne Frage: Die Digitalisierung der Arbeitswelt stellt Beschäftigte vor die Herausforderung, sich fortlaufend weiterzuentwickeln und neue Kompetenzen und Arbeitsweisen zu erlernen. Die Entwicklung betreibt die Denkfabrik allerdings nicht allein: Sozialpartner, Länder und Bundesministerium für Bildung und Forschung sind mit von der Partie.

  • Tipp: Lebenslanges Lernen ist eines der Schlüsselworte rund um den Transformationsprozess. Die Initiative "Neue Qualität der Arbeit" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bietet hierzu unter www.inqa-check-wissen.de den Check "Wissen & Kompetenz" an. Dabei können Unternehmen prüfen, wie sie die Ressourcen Wissen und Kompetenz wirtschaftlicher nutzen können.

Strategie Künstliche Intelligenz (KI)

Ein anderes Betätigungsfeld aus dem Prozess Arbeiten 4.0 ist die Strategie Künstliche Intelligenz. Ziel ist es, Deutschland und Europa zu einem führenden Standort für Künstliche Intelligenz zu machen. Und dabei steht besonders der Mittelstand im Fokus. So kommen über die Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 etwa sogenannte KI-Trainer in Unternehmen zum Einsatz. Es gibt zudem Unterstützung der Unternehmen bei der Einrichtung von Testfeldern, höhere Haushaltsmittel für Existenzgründungen oder Angebote zur ganzheitlichen Beratung und Förderung von Gründungen.

Plattformarbeit und Sozialschutz

Heutzutage wird bereits ein großes Maß an Arbeitsleistung auf digitalen Plattformen erbracht. Doch wie steht es um die soziale Absicherung? Dieses Thema wird von der Denkfabrik, gemeinsam mit Wissenschaft, Sozialpartnern und Stakeholdern analysiert. Es sollen Handlungsansätze erarbeitet und die Regelungen angepasst werden.

Diskussionen um das Arbeitszeitgesetz

Viele Beschäftigte wünschen sich mehr Möglichkeiten, selbstbestimmt über ihre täglichen Arbeitszeiten zu entscheiden. Den Unternehmen geht es um mehr betriebliche Flexibilität bei veränderlicher Auftragslage. Daher ist auch das Arbeitszeitgesetz ein Diskussionsthema aus dem Dialogprozesses Arbeiten 4.0.

Lern und Experimentierräume

Unter dem Dach der Initiative "Neue Qualität der Arbeit" laufen Lern- und Experimentierräume. Gefördert wird es, angesichts der digitalen Transformation Neues zu wagen oder innovative Arbeitskonzepte auszuprobieren. Es geht um Themen wie Arbeitsgestaltung, Qualifikationen und Kompetenzen für morgen oder Organisation von Zusammenarbeit in einer veränderten Arbeitswelt. Gleichzeitig unterstützt das BMAS Lern- und Experimentierräume mit Förder- und Beratungsangeboten.

  • Tipp: Auf der Plattform www.experimentierräume.de können sich Unternehmen vernetzen und austauschen. Dort präsentieren Betriebe ihre Lern- und Experimentierräume, man kann sich über die Projekte anderer Unternehmen informieren.

Beispiele aus der Praxis

Smart Workspaces

Nachdem ein Unternehmen seinen alten Standort aufgegeben hatte, stieg es auf das Modell "Smart Workspaces" um. Dabei wurden alte Bürostrukturen komplett aufgelöst. Ausgestattet mit Laptop und Smartphone und der entsprechenden Software können die Mitarbeiter arbeiten wann und wo sie wollen. Es steht dennoch ein zentraler Bürokomplex mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen zur Verfügung. Dort gibt es Raum für Einzelarbeit, Interviews, Kleingruppengespräche oder große Konferenzen. Persönliches bringen die Mitarbeiter vor Ort in abschließbaren Schließfächern unter. Wichtig bei der Umsetzung: Betriebsrat und Beschäftigte wurden eng eingebunden. Sogenannte Change Agents trugen die Umstrukturierung in die jeweiligen Teams und sammelten Feedback.

Den Mitarbeiter einbinden

Den Mitarbeiter einbinden Ein anderes Unternehmen möchte den Mitarbeitern die Unsicherheit vor der Digitalisierung nehmen und dabei auch diejenigen abholen, die sich nur wenig mit Industrie 4.0 beschäftigen. Dies nennt man dort "Humanzentrierte Digitalisierung", also umfassende Qualifizierung der Mitarbeiter und aktive Einbindung. Beides erfolgt in drei Schritten:
  1. Information der Mitarbeiter über den Status in Sachen Industrie 4.0 sowie die einzelnen geplanten Schritte.
  2. Beteiligung der Mitarbeiter an der Umstrukturierung, beispielsweise über Workshops.
  3. Umfassende Qualifizierungsmaßnahmen, z. B. im Rahmen eines eigens geschaffenen Bildungszentrums. Parallel zu den Seminaren können die Mitarbeiter Erlerntes unmittelbar im Arbeitsalltag an den neuen Maschinen ausprobieren.

Mehr Infos zur Denkfabrik oder auch Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen und Projekte gibt es hier.
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