Ergonomie am Arbeitsplatz
Büroarbeit kann krank machen. Wer lange starr sitzt, spürt schnell Verspannungen bis hin zum Bandscheibenvorfall. Wie es besser geht, weiß Marcus Dornburg, Präventionsberater der mkk.
- Herr Dornburg, was sollte man in puncto Ergonomie beachten?
Ergonomie ist mehr als das richtige Einstellen von Stuhl, Monitor und Tisch. Alle Menschen sollten so viel Bewegung wie möglich in ihren Alltag integrieren – also Treppe statt Aufzug, Rad statt Auto, Sport statt Lümmeln auf dem Sofa.
Unser Körper bedankt sich dafür in vielen Jahren. Andersherum sind Stillstand und Schonhaltungen für unseren Bewegungsapparat Gift.
- Worauf sollten Bürobeschäftigte achten?
Entscheidend ist, dass wechselnde Positionen beim Sitzen möglich sind und wir regelmäßig auf dynamische Alternativen zurückgreifen wie Sitzbälle oder Balancekissen.
Bei den Einstellungen sind mir fünf Punkte besonders wichtig: eine dynamische Rückenlehne, eine höhenverstellbare Lordosenstütze für die Lendenwirbel und eine gute Belüftung für die Lehne. Außerdem sollten die Armstützen so eingestellt sein, dass Schultern und Nacken entspannt sind.
Der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel sollte mindestens 90 Grad, besser mehr haben, das schont Gelenke und Gefäße.
Marcus Dornburg ist Sportwissenschaftler, hat viele Jahre Rückenpatienten behandelt und bringt sein Wissen jetzt als Präventionsberater in Unternehmen ein.
Seine Überzeugung: Ergonomie muss Teil der Unternehmenskultur werden, jeder und jede muss aber auch selbst etwas tun.
- Was ist mit höhenverstellbaren Tischen?
Ich habe die Beobachtung gemacht: Viele Leute wünschen sich höhenverstellbare Tische, sie werden aber kaum genutzt. Und manchmal reicht die Kabellänge vom Monitor oder der Tastatur nicht aus. Das klingt wie ein Schildbürgerstreich, ist aber in der Realität nicht selten.
Ich finde höhenverstellbare Tische absolut sinnvoll. Wenn Sie richtig eingesetzt werden, ist es die perfekte bewegte Pause zum stupiden Sitzen. Vorgesetzte sollten hier regelmäßig an die Funktionen erinnern und zum Beispiel Besprechungen im Stehen ansetzen oder bewegte Pausen im Arbeitsalltag ermöglichen.
- Was kann der Chef noch tun?
Die Mitarbeitenden sind die wichtigste Ressource der Betriebe, deshalb muss die Gesundheitsvorsorge auf die Agenda. Jeder investierte Euro steigert das Wohlbefinden und damit auch die Motivation der Beschäftigten, Krankheitsausfälle werden verhindert.
Wir als Krankenkasse schnüren tolle Angebote und übernehmen sogar die Kosten – von der individuellen Arbeitsplatzanalyse bis hin zu Workshops für Beschäftigte wie einer Schulung zum Bewegungsmultiplikator.
Ergonomie und Gesundheit müssen mehr ins Bewusstsein rücken. Statt Beschwerden zu lindern, sollte schon Azubis vermittelt werden, wie wichtig Sport und Bewegung sind. Diesen Kulturwandel müssen Vorgesetzte mitbegleiten. Und zwar auch als Vorbild. Wenn der Chef nach zwei Bandscheibenvorfällen immer noch jeden Tag krumm am Laptop sitzt, ist er wenig glaubwürdig.
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